Sinnlose Folter? Die Frage zum heutigen Welttierversuchstag

Laborratte
Achtung, dieser Post ist bereits aus dem Jahr 2015. Einige Informationen könnten veraltet sein.
Sind Tierversuche ethisch und moralisch vertretbar? Neben dieser Frage werden immer mehr Zweifel an der medizinischen Sinnhaftigkeit von Tierversuchen und tierleidfreie alternative Methoden in der öffentlichen Debatte thematisiert. Die Angabe der US-amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA, die ein Versagen beim Menschen von 92 % aller an Tieren getesteten Medikamente bescheinigt, macht das Sterben von jährlich rund 130 Millionen Tieren weltweit noch absurder. Doch noch immer steigt die Zahl von grausamen und sinnlosen Versuchen. Und strengere gesetzliche Regelungen zur Reduktion des menschlich verursachten Leidens lassen noch auf sich warten.

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Einsatzgebiete

Dank des verbesserten Forschungsstandards von Experimenten an Zellkulturen kommt es insgesamt zu einem Abflauen der Tierversuche ab den 70er Jahren. Jedoch beanspruchen Gentechnik- und Grundlagenforschung seit 1999 auch in Österreich vermehrt Versuchstiere, sodass heute alle drei Sekunden ein Versuchstier in Europa stirbt. Trotz erfolgsversprechender tierfreier Methoden und ethischer Einwände erleben in vielen Laboren Tiere nur ein schmerzhaftes, tristes und kurzes Dasein. Tierversuche finden Einsatz in verschiedenen Bereichen der Forschung und Ausbildung, um Aspekte wie Sicherheit, Verträglichkeit, Wirksamkeit oder biologische Abläufe zu untersuchen.

Die Grundlagenforschung im medizinischen und biologischen Bereich setzt in den letzten Jahren vermehrt auf Tierversuche. Ohne konkreten Nutzen, angetrieben durch wissenschaftliche Neugier, wurde beispielsweise der Lawinentod von 25 Schweinen simuliert, um Ablauf und Reihenfolge des Organversagens zu dokumentieren.

In Versuchen rund um die Entwicklung von Medikamenten und Heilungsmethoden werden den Tieren menschliche Krankheitsbilder zugefügt, wie Alkoholismus bei Ratten, Arthritis, Herzinfarkte, angeborene Muskelschwäche oder Krebs.

Glücklicherweise zeigt sich immerhin bei der Herstellung und Verträglichkeitsprüfung von alltäglichen Produkten (etwa Medikamenten und Chemikalien) – ermöglicht durch die höhere Verlässlichkeit von Zellkulturtests – ein Rückgang der Tierversuche.

Wissenschaftlich anerkannte Alternativ-Methoden

Mehr und mehr Wissenschafter, Mediziner und angehende Forscher lehnen die qualvollen und fragwürdigen Praktiken an lebenden Tieren ab. Und es gibt bereits verschiedene Verfahren, die zur Vermeidung, Verringerung und Verbesserung von Tierversuchen beitragen. Alternativ bieten sich bereits anerkannte Methoden, wie etwa das In-vitro-Verfahren mit menschlichen Zellen zur Impstoffherstellung, toxikologischen Tests, Medikamentenentwicklung und Krankheitsdiagnostik. Mikroorganismen, wie Bakterien und Pilze, molekulare Methoden mit menschlichen DNS-Proben, Versuche mit freiwilligen Probanden. Aber auch mathematische und computergestütze Modelle lassen Vorhersagen treffen. Der Anfang zu ethischen, effizienten und modernen tierversuchsfreien Testmethoden ist also durch erfolgsversprechende Entwicklungen getan.

Rahmenbedingungen im Wandel

Seit dem 19. Jahrhundert gesetzlich geregelt, erweist sich das Tierversuchsgesetz jedoch noch als unzulänglich. Das offizielle Genehmigungsverfahren für Tierversuche bietet leider kaum praktische Einschränkungen und kommt ohne ethischen Schaden-Nutzen-Vergleich aus. Die Bundesregierung hatte versprochen, dass bis Ende 2015 ein Kriterienkatalog für Tierversuche beschlossen werden soll. Mit diesem Fragenkatalog wäre eine Schaden-Nutzen-Abwägung möglich gewesen. Tatsächlich sieht nun die Ende Dezember 2015 neu beschlossene Verordnung für Tierversuchsanträge trotz tausender kritischer Stimmen keine solche Abwägung vor. Tierversuche in Österreich bleiben damit weiterhin unkontrolliert, es wird keinen Kriterienkatalog für Tierversuchsanträge geben.

Ein EU-Verbot (EU-Kosmetikrichtlinie 2003/15/EC) beschränkt seit 2003 den Verkauf von Kosmetikprodukten, die in Tierversuchen entwickelt wurden, aber Ausnahmeregelungen bieten weiterhin Vermarktungsmöglichkeiten. Lücken im Gesetz ermöglichen weiterhin das Testen einzelner Inhaltsstoffe für nicht-kosmetische Zwecke: so etwa Stoffe die der EU-Chemikalienrichtlinie REACH unterliegen (die Tierversuche vorsieht) oder die in der Medizin zum Einsatz kommen.

Fehlende Wahlmöglichkeiten oder mangelhafte Informationen zu Forschungs- und Herstellungsprozessen von Medikamenten und den meisten Alltagsprodukten, werden immerhin im Kosmetik- und Haushaltsbereich durch eine Vielzahl von freiwillig veganen und tierversuchsfreien Anbietern abgedeckt. Einen Überblick über tierversuchsfreie Kosmetikmarken und tierversuchsfreie Reinigungsmittel findet ihr im Ethik.Guide.

Auch bietet die erfolgreiche europäische Bürgerinitiative „Stop Vivisection“ einen Hoffnungsschimmer für den definitiven Ausstieg aus Tierversuchen. Mit Hilfe von über einer Millionen Unterstützer haben die Bürger dem EU-Parlament eine Petition vorgelegt und erwarten demnächst eine öffentliche Anhörung, mit der Hoffnung auf einen entsprechenden Rechtsvorschlag.

Linktipps

www.tierrechte.de
www.aerzte-gegen-tierversuche.de
www.eceae.org
www.invitrojobs.com (Portal für tierversuchsfreie Arbeitsplätze)
www.interniche.org
www.satis-tierrechte.de

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Ein Artikel von Larissa
veröffentlicht am 24.04.2015

2 Kommentare

  • Maximilian sagt:

    Ich frage mich, warum im 21.Jahrhundert immer noch Tierversuche durchgeführt werden. Wir sind mittlerweile auf einem so hohen medizinischen Stand, dass solch primitive Testmöglichkeiten eindeutig der Vergangenheit angehören müssen! Weder die Validität noch der Übertragugnsmöglichkeit auf den Menschen von solchen Versuchen sprechen für die Durchführung – einzig allein der Kostenfaktor könnte eine Ursache für die weitere Testung sein. Aber was bringt das billigste Testverfahren, wenn es keine brauchbaren Ergebnisse liefert? Tierversuche sind zweifellos ein Artefakt, welches der Vergangenheit angehören sollte!

  • Liane Pree sagt:

    Tierversuche gehören endlich weltweit abgeschafft, sie sind sinnlose unmenschliche abartige Grausamkeiten gegenüber unseren Mitlebewesen.

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