Das Grauen hinter der Angorawolle

Achtung, dieser Post ist bereits aus dem Jahr 2013. Einige Informationen könnten veraltet sein.
 Das Kaninchen mit dem üppigen, zarten weißen Fell ist auf einer Streckbank fixiert. Die Vorderläufer sind gefesselt und weit nach vorne gespannt, die Hinterläufe nach hinten. Ein Arbeiter setzt sich über das Kaninchen und beginnt, das Fell des kleinen Tieres herauszureißen. Das Kaninchen schreit, immer lauter, bis sich seine Stimme vor Schmerz überschlägt… Später wird das Angorakaninchen – mit fleischiger Haut, der Körper mit Wunden übersät – in einen engen Gitterkäfig zurückgesetzt. Das ist die Lebensrealität, die hinter Angorawolle steckt. Die internationale Tierrechtsorganisation PETA hat nun ein Undercover-Video veröffentlicht, das die Praxis der Angora-Wollindustrie aufdeckt.
Angorakaninchen

Bei lebendigem Leib gerupft

Heutzutage stammen mehr als 90% der weltweit verkauften Angorawolle aus China (Quelle: www.wikipedia.org), mehr als 50 Millionen Angorakaninchen werden dort unter schrecklichen Bedingungen gehalten. Die Volksrepublik ist eines der wenigen Länder der Welt, in denen es überhaupt kein Tierschutzgesetz gibt. Somit gibt es auch kein Gesetz, das den Umgang mit Tieren regelt und Mindeststandards festlegt. Und es gibt keine Strafen für Tierquälerei. Dafür kann billigst „produziert“ werden, nicht nur Angorawolle. Bereits seit längerem bekannt sind die Fakten rund um die Pelz– und Daunenindustrie. Auch hier ist China überlegen marktbeherrschend: Für Pelze werden die Tiere oft bei lebendigem Leib gehäutet, die Gänse werden lebend gerupft.

Die Angorakaninchen werden 3 oder 4 mal im Jahr gerupft. Das heißt: Alle drei Monate wiederholt sich für sie die schmerzvolle Prozedur. Nach zwei bis fünf Jahren werden sie geschlachtet. Für die empfindsamen und sozialen Angorakaninchen ist ihr weiches Fell heutzutage ein Fluch: Die Modeindustrie hat es endeckt! Vor allem internationale Labels des unteren Preissegments und Modehausketten, wie es sie in jeder österreichischen und deutschen Stadt gibt, haben Angora vielen Modeteilen beigemischt – Kleidung, die man nicht mit gutem Gewissen tragen kann. animal.fair hat in seinem Ethik.Guide viele Modegeschäfte und -labels angeführt, in denen tierleidfreie Kleidung eingekauft werden kann. Alternativen für Angora sind etwa Biobaumwolle (auch als Vlies oder Plüsch), Sojaseide oder Bambusfasern. Insbesondere Tencel (von der österreichischen Firma Lenzing) hat einen seidig-weichen Griff – ähnlich wie Angora. Weitere Details dazu finden Sie in unserer Info „Tierfreundliche Textilien“.

Angorakaninchen

In einer Welt ohne Respekt vor Tieren: Ihr Fell wurde ihnen zum Verhängnis

Kaninchen sind gesellig lebende Tiere, die ihr komplexes Sozialverhalten nur gemeinsam mit Artgenossen ausleben können. Sie sind bewegungsfreudig und hoppeln gerne über die Wiese – immer auf der Suche nach Futter. Gleichzeitig sind sie ausgeprägte Fluchttiere. In die Enge getrieben zu sein, festgehalten zu werden, gar auf eine Streckbank gefesselt zu werden, löst bei ihnen Panik und Todesängste aus. Auch die teilweise praktizierte Methode des Scherens ist für die Kaninchen ein Martyrium: In ihrer Panik bäumen sie sich auf und versuchen wegzuspringen. Durch diese Bewegungen werden ihnen während der Schur immer wieder Verletzungen zugefügt.

Links

Artikel teilen:
Profilbild
Ein Artikel von Petra
veröffentlicht am 25.11.2013
Mitbegründerin des Ethik.Guide und von animal.fair. Leidenschaftliche Köchin, Fermentista und neuerdings auch Brotbäckerin. Apropos: im Brotberuf Journalistin.

3 Kommentare

  • Veronika Rausch sagt:

    Pfui Teufel, die armen Tiere

  • Petra sagt:

    Liebe Martina,

    von Angora sollten verantwortungsbewusste Konsumenten wirklich die Finger lassen. Erstens kommt heutzutage die meiste Angorawolle aus China, wo man jetzt ja weiß, wie sie „gewonnen“ wird. Zweitens ist auch das traditionellen Scheren von Angorahasen ein Alptraum. Kaninchen sind Fluchttiere, sie werden in Todesangst auf eine Streckbank gefesselt und dann kahl geschoren. Da sie sich wehren, werden sie oft verletzt. Details dazu unter: https://ethikguide.org/infothek/von-angora-bis-mohair/

    Es gibt so viele ethische, fair hergestellte Alternativen und damit aus unserer Sicht keinen Grund, Angora und andere traditionelle Tierqualprodukte weiter zu kaufen, egal ob man vegan oder nicht vegan lebt. Hier ein paar Anregungen: https://ethikguide.org/infothek/warenkunde-nachhaltiger-textilien/

    Liebe Grüße, Petra

  • Martina sagt:

    Kann man die Kaninchen nicht scheren? Ist mir klar, dass es dann auch nicht vegan ist, ich meine allerdings, ob das für die breite, nicht vegan lebende Masse nicht eine weniger qualvolle Alternative wäre?

DSGVO Cookie-Einwilligung mit Real Cookie Banner