Was haben Moore mit dem Klima zu tun?

Tamsweger Moore
Leider enthalten noch immer fast alle Gartenerden im Handel Torf. Wie kann das sein? Gerade in Zeiten der Klimakatastrophe darf das Thema Moore und Torf nicht in Vergessenheit geraten. Wohin mit all dem CO2? – zurück in die Moore!
Tamsweger Moore

Im deutschsprachigen Raum unterscheidet man zwei verschiedene Typen von Mooren. Hochmoore, welche ihr Wasser ausschließlich durch Regen erhalten und Niedermoore, welche durch Grundwasser gespeist werden. Aufgrund ihrer unterschiedlichen Wasserquellen unterscheiden sie sich in Aufbau, Form und Artenzusammensetzung. (Foto: Barbara Stalze)

Moor?

Moore sind stets wassergesättigte terrestrische Ökosysteme. Ständig wassergesättigter Boden enthält kaum Sauerstoff und daher kann das absterbende Pflanzenmaterial nicht vollständig zersetzt werden. Es lagert sich ab – Torf entsteht. Durch diese Ablagerung wachsen Moore und speichern laufend Kohlenstoff aus der Atmosphäre.

Moore kommen in allen klimatischen Zonen der Erde vor. Sie nehmen global eine Fläche von vier Millionen Quadratkilometer – drei Prozent der Landmasse – ein und enthalten 10 Prozent des Süßwasservorrats der Erde. Die höchste Konzentration an Moorflächen befindet sich in Kanada, Alaska, Nordeuropa, Westsibirien, Südostasien und im Amazonasbecken.

Moore in unseren Breiten erreichen keine Spitzenwerte an Artenzahlen. Allerdings beherbergen sie Arten, die sonst nirgends vorkommen. So sind zwei Prozent der Tierarten Österreichs Moorspezialisten, die ausschließlich in Mooren überleben können. Dazu gehört zum Beispiel die Schwarzglänzende Moorameise. Deshalb leisten Moore einen bedeutenden Beitrag zur Biodiversität.

Moore: Drosera rotundifolia, Rundblättriger Sonnentau

Der rundblättrige Sonnentau gehört zu den Arten, die ausschließlich in Mooren leben können. Durch die Nährstoffarmut des Lebensraumes hat sich der Sonnentau darauf spezialisiert, kleine Insekten zu fangen, um keinen Phosphormangel zu erleiden. (Foto: Barbara Stalze)

Klimarelevanz und Zerstörung

Moore sind enorme Kohlenstoffspeicher. Im Gegensatz zu den meisten anderen Ökosystemen, welche eine bestimmte fixe Menge an Kohlenstoff speichern können, sind Moore in der Lage, kontinuierlich Kohlenstoff aus der Atmosphäre zu entnehmen und langfristig zu fixieren. Steinkohle und Braunkohle waren einst Torf in Mooren vor 300 Millionen und 50 Millionen Jahren.

Alle Moore weltweit speichern 500 Gigatonnen Kohlenstoff. Das entspricht

  • zwei Drittel der Menge Kohlenstoff in der Atmoshpäre
  • der doppelten Menge von Kohlenstoff aller Wälder der Welt zusammen
  • der Menge Kohlenstoff aller Lebewesen auf dieser Erde

Moore wachsen hingegen nur sehr langsam und können in kürzester Zeit zerstört werden. Wir machen so aus Kohlenstoffspeichern Kohlenstoffquellen.

Moorboden bedeckt mit Torfmoos und anderen konkurrierenden Pflanzen

Torfmoos bildet den Torf in unseren Breiten. Eine Torfmoospflanze kann theoretisch unendlich lange wachsen. Die unteren Teile sterben ab, während die oberen Teile mit dem Moor mitwachsen. Demnach können Torfmoosindividuen bis zu 12.000 Jahre alt sein – viele Moore entstanden nach der letzten Eiszeit. (Foto: Barbara Stalze)

In Österreich ist die Zerstörung der Moore enorm fortgeschritten. Im Vergleich zu vor 100 Jahren sind nur noch 29 Prozent der Moorflächen mehr oder weniger intakt. Weltweit betrifft das Ausmaß der Zerstörung und Degradation ca. 15 Prozent der Moorflächen.

Degradierte Moore produzieren jährlich 3 Gigatonnen CO2, das entspricht 11,5 Prozent  der globalen Emissionen aus fossilen Brennstoffen. Allein die brennenden Torfböden in Indonesien emittieren jährlich genauso viel CO2 wie die Industrienation Japan. Zusätzlich emittieren gestörte Moore Lachgas (N2O). Lachgas ist ein 300fach stärkeres Treibhausgas als CO2.

Moore wurden und werden einerseits als nicht nutzbare, wilde, zu bezwingende Natur vernichtet und andererseits als Quelle des Rohstoffs Torf ausgebeutet. Deshalb sind Moore enorm gefährdet durch:

  • Torfabbau zur Nutzung als Brennstoff, Gartenerde, Körperpflege und früher auch als Einstreu, Isoliermaterial und für die Herstellung von Matratzen, Bettdecken und Kleidung
  • Drainagierung, um das Land als landwirtschaftliche und forstwirtschaftliche Fläche nutzbar zu machen
  • Stickstoffeinträge aus der Landwirtschaft und der Atmosphäre
  • Tourismus
  • Klimawandel

Es gibt Hoffnung…

Mittlerweile gibt es viele Bemühungen, Moore zu schützen und zu renaturieren. Dazu gehört das internationale Abkommen RAMSAR, die FFH-Richtlinie und Vogelschutzrichtlinie der EU, nationale Naturschutzgebiete und private Initiativen.

Noch immer überwiegen aber meist die wirtschaftlichen Interessen gegenüber den Schutzbemühungen. Viele Moore sind derart schwerwiegend zerstört, dass die Bedingungen für natürliches Moorwachstum gar nicht mehr gegeben sind. Renaturierungen von schwächer gestörten Mooren sind sehr kostenintensiv.

Wir müssen uns vor Augen halten, welche Kosten in Zukunft entstehen werden durch die laufende Freisetzung von CO2 durch Torfnutzung und degradierte Moore. Stattdessen könnten wir das Moorwachstum intakter Moore nutzen, dem Klimawandel entgegenzuwirken. Experten spekulieren, dass die Renaturierung aller Moore Österreichs wesentlich weniger kosten würde, als der Schaden, den das laufend von ihnen abgegebene CO2 in wenigen Jahren anrichten wird.

Alter Torfstich der mittlerweile wieder mit Moorvegetation zugewachsen ist

Das Saumoos in Salzburg ist ein ehemaliger Torfstich, der 2009 renaturiert wurde. Um das Wasser daran zu hindern, in den vielen angelegten Drainagegräben abzurinnen, wurden 200 Holzdämme ins Moor geschlagen. Mittlerweile sind viele dieser Dämme bereits von Torfmoos überwachsen. Dies zeugt von der Wirksamkeit des aufwändigen Projekts. (Foto: Barbara Stalze)

Wer kennt es nicht, das wachsenden Ohnmachtsgefühl angesichts des globalen Klimawandels? Die gute Nachricht ist: Wir können alle aktiv zum Moorschutz beitragen, indem wir

  • den Torfkonsum beenden
  • in lokalen Initiativen aktiv werden
  • mehr Wissen über Moore sammeln
  • dieses Wissen mit anderen teilen

 

Artikel teilen:
Hat dir der Artikel gefallen? Dann unterstütze uns mit einer Spende ab 1€, damit wir uns weiterhin für eine gerechte, nachhaltige und tierfreundliche Welt einsetzen können. Danke!
Profilbild
Ein Artikel von Barbara
veröffentlicht am 26.11.2023
Leidenschaftliche Naturliebhaberin und Erträumerin eines nachhaltigen gesellschaftlichen Wandels. Beim Ethik.Guide als Obfrau, Blogkoordinatorin, -autorin und Autorin des Newsletters aktiv.
DSGVO Cookie-Einwilligung mit Real Cookie Banner