,

Das Dilemma Logocos/L‘Oréal

Achtung, dieser Post ist bereits aus dem Jahr 2018. Einige Informationen könnten veraltet sein.
Am 1. August kündigte die L’Oréal-Gruppe an, den deutschen Naturkosmetik-Hersteller Logocos aufzukaufen. Kann Naturkosmetik im Besitz eines konventionellen Großkonzerns noch als fair und nachhaltig gelten?

Logocos ist ein seit 40 Jahren bestehendes deutsches Unternehmen, das 1978 von einem Heilpraktiker gegründet wurde und gilt als Pionier für Naturkosmetik. L’Oréal ist der derzeit weltweit größte Kosmetikhersteller und wiederum mit einem anderen branchenübergreifenden Großkonzern verbandelt. Mit knapp über 23% ist Nestlé der zweitgrößte Shareholder.

Logona, eine Marke von Logocos und nun im Besitz von L’Oréal (Foto: privat)

Welche Marken sind betroffen?

Der Konzern Logocos produziert folgende Marken: Logona, Sante, Heliotrop, Fitne, neobio und Ihre Klassiker. Eine 100%-ige Tochter von Logocos ist die BCI Biocosmetics GmbH, ein Eigenmarkenhersteller für Naturkosmetik, sprich bci entwickelt dekorative und pflegende Kosmetik im Auftrag von anderen Firmen, u.a. Produkte der Marke Terra Naturi für die Drogeriekette Müller.

Aus Sicht der Konzerne

Die Geschäftsführer von L’Oréal freuen sich über den Deal, denn „die Übernahme […] stärkt die Position von L’Oréal in einem Marktsegment, das zurzeit zu den stärksten Trends im Kosmetikmarkt zählt“ (aus der Pressemitteilung). Und mit Trends lässt sich bekanntlich gutes Geschäft machen…

Auf der Internetseite des Logocos-Konzerns findet sich keine einzige Information zur Übernahme. Bei der Unternehmensphilosophie werden u.a. Werte wie Verantwortung für den Planeten und Menschlichkeit als Bekenntnis gegen Tierversuche beworben. Schöne Worte, die unter den neuen Umständen ironisch klingen.

Am Internetauftritt der Logocos-Marke Logona findet man ein Statement zur Übernahme, in der von „einem richtungsweisenden Kapitel einer der größten Erfolgsgeschichten der Naturkosmetik“ die Rede ist. Die Frage, ob diese Richtung die richtige ist, wird sich zeigen.

Logocos-Produkte weiterhin kaufen? Erste Umfragen sagen deutlich Nein (Foto: Pixabay, athree23)

So reagieren Kunden und Handel

Biomare, ein Naturkostgeschäft in Deutschland mit drei Filialen, hat seine Kunden befragt, ob die Artikel von Logocos ausgelistet werden sollen. Über 300 Stimmzettel wurden abgegeben und das Ergebnis war eindeutig: 82,4% hatten „Auslistung – Konventionelle Großkonzerne sollten im Bioladen keinen Raum bekommen“ angekreuzt. Der Geschäftsführer von Biomare kommt dem Kundenwunsch gerne nach.

Ein ähnliches Bild zeichnet die Online-Umfrage von bio-markt.info, einem Nachrichtenportal für die Naturkostbranche. Leser und Abonnenten werden aktuell gefragt, ob Logocos noch zum Bio-Fachhandel passt. Bei momentan 719 teilnehmenden Personen stimmten 80% für Nein.

Die Biomarktkette Vollcorner mit 17 Filialen in und um München hat angekündigt, die Artikel von Logocos aus dem Sortiment zu streichen. Und auch in Österreich gibt es Läden, die künftig ohne diese Produkte auskommen wollen, wie etwa Friendly in Maria Enzersdorf.

Labormaus

Logocos ist gegen Tierversuche, L’Oréal führt sie durch. Wie passt das zusammen? (Foto: Pixabay, tiburi)

Tierschutz adé

Logocos setzte sich seit Anbeginn gegen Tierversuche ein und verzichtete seit 2013 auf den Verkauf seiner Produkte am chinesischen Markt, da China diese zwingend vorschreibt. Auch wenn Logocos vielleicht weiterhin wie gewohnt produzieren und handeln darf, wird nunmehr mit dem Kauf der Produkte der dahinterstehende Konzern gesponsert und in seinen Aktivitäten unterstützt – darunter auch jede Menge Tierversuche, für die der L’Oréal-Konzern seit Jahren kritisiert wird. Als Beispiel sei die Firma Galderma genannt, an der L’Oréal und Nestlé große Anteile halten. Galderma produziert Botox für die ästhetische Medizin. Jede einzelne Charge dieses Nervengifts muss aufgrund der Giftigkeit gesetzlich vorgeschrieben getestet werden. Dafür werden hauptsächlich Mäuse verwendet, die bei diesen Versuchen durch Erstickungstod qualvoll sterben. Mehr dazu könnt ihr in unserem Infothek-Artikel lesen.

Weiterhin empfohlene Kosmetikmarken findet ihr im Ethik.Guide (Foto: Pixabay, silviarita)

animal.fair fragt nach

Wir haben bei großen Händlern der Branche wie denn’s, basic und Waschbär-Versand nachgefragt, wie sie zu dieser Angelegenheit stehen. Die Biosupermarktkette basic stellt gegenüber animal.fair in Aussicht, die Listung von Logocos-Produkten zu überdenken, sollte die Übernahme kartellrechtlich bestätigt werden. Da wir von denn’s und Waschbär-Versand bis dato keine Antwort erhalten haben, gehen wir davon aus, dass bei diesen Anbietern die Logocos-Artikel im Sortiment bleiben werden. Sollten wir doch noch anderslautende Informationen erhalten, werden wir diese hier aktualisieren.

Und jetzt?

Es liegt an jedem einzelnen, den Unternehmen zu zeigen, was die Kunden wünschen. Indem ihr Produkte von Marken kauft, die euren Ansprüchen von bio, fair und nachhaltig entsprechen.

Wir von animal.fair haben die Marken von Logocos mittlerweile bei den von uns nicht empfohlenen Kosmetikmarken gelistet. Viele Alternativen im Bereich der Naturkosmetik könnt ihr im Ethik.Guide entdecken.

Artikel teilen:
Profilbild
Ein Artikel von Sabrina
veröffentlicht am 16.10.2018

2 Kommentare

  • Annette Bischoff sagt:

    Gerade gesehen, dass Logocos jetzt Stellung bezieht zur Übernahme. Gleich auf der Startseite http://www.logocos.de

    Vermutlich haben sie so einige Anfragen bekommen.

    • Sabrina sagt:

      Danke für die Information! Sehen wir uns gleich mal an!

DSGVO Cookie-Einwilligung mit Real Cookie Banner