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Zum Weltfrauentag: 8 starke Frauen für Tiere

Achtung, dieser Post ist bereits aus dem Jahr 2016. Einige Informationen könnten veraltet sein.

Zum heutigen Weltfrauentag, dem 8. März 2016, stellen wir euch acht bekannte und weniger bekannte Frauen der Gegenwart und Vergangenheit vor, die sich für Tierrechte einsetz(t)en und mit ihrem Engagement viel erreich(t)en. Kommt mit auf einen kleinen Streifzug durch die Geschichte und lernt acht Protagonistinnen der weiblichen Tierrechtsszene kennen!

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Folgende Frauen waren und sind maßgeblich an einem Wandel der Gesellschaft und ihrer Sicht auf Tiere beteiligt und gestalten den Diskurs um Tierrechte mit. Ob Aktivistin, Philosophin, Schriftstellerin, Feministin, Sozialpsychologin, Journalistin oder Tierärztin – alle vereint das Streben nach Gerechtigkeit und Freiheit für Tiere, alle geben Tieren eine hörbare Stimme.

Friederike Schmitz

friederike-schmitz_300pxFriederike Schmitz (*1982) ist Veganerin, Philosophin und Autorin mit dem Schwerpunkt Ethik und Politik der Mensch-Tier-Beziehung. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Humboldt-Universität in Berlin am Arbeitsbereich Politische Theorie und Philosophie mit dem Forschungsprojekt „Tiere in der politischen Theorie“. Ihrer Meinung nach ist das bloße Konsumieren veganer Produkte an sich noch keine politische Handlung. Bei ihr löste es einen Bewusstwerdungsprozess aus, bei dem sich ihre Haltung zur Gesellschaft und auch zur Welt veränderte und sie politisierte. Am Beispiel des Umgangs mit Tieren als Dinge in unserer Gesellschaft und Förderung von Tierausbeutung durch staatliche Organisationen wird deutlich, dass „der Kampf gegen die Ausbeutung und die kapitalistische Verwertungslogik auch die Tiere mit einschließen muss.“ Friederike Schmitz ist in der Tierbefreiungsbewegung aktiv (z.B.: Grüne Woche demaskieren!, Tierfabriken-Widerstand, Agrarlobby.de) und Herausgeberin des Sammelbandes „Tierethik: Grundlagentexte“ (Suhrkamp 2014).

Nicht um eine Verbesserung der Tierhaltung geht es, es geht um die Beendigung der Tierhaltung. – Friederike Schmitz


Ria Rehberg

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Ria Rehberg bei einer offenen Befreiung

Ria Rehberg ist vegane Tierrechtsaktivistin und Vorsitzende der Tierrechtsorganisation Animal Equality  in Deutschland. Der Fokus von Animal Equality (2006 in Spanien gegründet) liegt auf der sogenannten „Nutztier“industrie, da sie international für das größte Tierleid verantwortlich ist. Die Organisation deckt auf, was die Industrie vor der Öffentlichkeit geheim halten will. Hochqualitative, professionelle Recherchen werden für Aufklärungs- und Bildungsarbeit genutzt, um die Öffentlichkeit über die Hintergründe der Tierausbeutungsindustrie zu informieren. Ernährungskampagnen sollen Menschen den Umstieg zur tierfreundlichen, veganen Ernährung so leicht wie möglich machen. Ziel von Animal Equality ist die Abschaffung der Tierausbeutung mit der klaren Botschaft, dass die Nutzung von Tieren ethisch nicht zu rechtfertigen ist. Ria Rehberg ermittelt schon seit mehr als 13 Jahren in Betrieben und Schlachthöfen, nahm und nimmt regelmäßig mit Vorträgen an der International Animal Rights Conference in Luxemburg teil. Das jüngste Projekt iAnimal nutzt die moderne Technologie der Virtual-Reality, um den ZuschauerInnen einen authentischen Einblick in Mastbetriebe und Schlachthäuser zu geben und zu vermitteln wie es sich anfühlt, ein Tier in der Fleischindustrie zu sein.

animalequality.de
iAnimal


Ruth Harrison

ruth-harrison_300pxRuth Harrison (24. Juni 1920–13. Juni 2000) ist eine britische Tierschutzaktivistin. Im Jahr 1964 veröffentlichte sie ihr Buch „Animal Machines“, in dem zum ersten Mal überhaupt Massentierhaltung thematisiert und publik gemacht wurde. Sie prägte den Ausdruck „factory farm“ (Massentierhaltungsbetrieb). Insbesondere schildert sie die erbärmlichen Zustände von Hennen in Legebatterien und Kälbern in Boxen für die Fleischproduktion. Sie besuchte Kälbermastanlagen, beschrieb detailliert ihre Beobachtungen und wies auf die wirtschaftlichen Interessen hin: die Reduktion von Lebewesen auf „Produktionseinheiten“, den massiven Einsatz von Antibiotika, Wachstumshormonen und Beruhigungsmitteln, ungeachtet der Auswirkungen auf Menschen. „Animal Machines“ wurde in sieben Sprachen übersetzt und war u.a. Inspiration für das 1976 vom Europarat verabschiedete „Europäische Übereinkommen zum Schutz von Tieren in landwirtschaftlichen Tierhaltungen“ (European Convention for the Protection of Animals Kept for Farming Purposes), das Mindestbedingungen für den Schutz von Tieren in landwirtschaftlichen Tierhaltungen festsetzt um sie vor unnötigen Leiden oder Schäden zu schützen. 1986 wurde Ruth Harrison mit dem Order of the British Empire (OBE) ausgezeichnet. Bis zu ihrem Tod im Alter von 79 Jahren engagierte sie sich politisch für Verbesserungen in der Tierhaltung und konnte einige Erfolge erleben (Verbot von Kälberboxen (1990) und Anbindehaltung (1999) in Großbritannien). Sie sprach sich gegen die Pelztierzucht aus und war in zahlreichen Gremien zum Schutz von Tieren in landwirtschaftlichen Tierhaltungen tätig.

In fact, if one person is unkind to an animal it is considered to be cruelty, but where a lot of people are unkind to animals, especially in the name of commerce, the cruelty is condoned and, once large sums of money are at stake, will be defended to the last by otherwise intelligent people. – Ruth Harrison, Animal Machines


Bertha von Suttner

Bertha-von-Suttner_300pxBertha von Suttner (9. Juni 1843–21. Juni 1914) war eine österreichische Schriftstellerin, Friedensforscherin und Pazifistin. Mit ihrem Roman „Die Waffen nieder!“ (1889) wurde sie zu einer der prominentesten VertreterInnen der Friedensbewegung. Das Werk wurde ihr größter literarischer Erfolg, erschien in 37 Auflagen und wurde in 12 Sprachen übersetzt. 1905 erhielt sie als erste Frau den Friedensnobelpreis. Ihr Porträt ziert heute die österreichische 2-Euro-Münze. In ihrer Schrift „Schach der Qual“ (1898) spricht sie sich klar gegen Tierversuche aus: „Die Religion rechtfertigt nicht den Scheiterhaufen, der Vaterlandsbegriff rechtfertigt nicht den Massenmord, und die Wissenschaft entsündigt nicht die Tierfolter.“ Ob sie selbst Vegetarierin war ist unbekannt. Ihr wird jedenfalls folgendes Zitat zugeschrieben:

Meiner Überzeugung nach wird auch einst die Zeit kommen, wo niemand sich wird mit Leichen ernähren wollen, wo niemand mehr sich zum Schlächterhandwerk bereit finden wird. Wie viele unter uns gibt es schon jetzt, die niemals Fleisch äßen, wenn sie selber das Messer in die Kehle der betreffenden Tiere stoßen müssten!
– Bertha von Suttner


Melanie Joy

Melanie Joy (*1966) ist eine amerikanische Sozialpsychologin, Vegan-Aktivistin und lebt derzeit in Berlin. Im Rahmen ihrer Doktorarbeit hat sie den Begriff Karnismus geprägt. Dieser beschreibt das gesellschaftliche System aus Überzeugungen, welche das Essen von gewissen Tierarten als normal, natürlich und notwendig erklärt. Wegen der Distanzierung vom Mitgefühl für die Tiere, der Abstraktion zur Gruppe und dem Verschleiern der alltäglichen Gewalt verhalten sich die Menschen entgegen ihrem Unwohlsein und schlechtem Gewissen und konsumieren Tierprodukte. Als Präsidentin von Beyond carnism verbreitet sie dieses Konzept durch Öffentlichkeitsarbeit (z.B. in untenstehendem TEDtalk) und regt zu einem veganen Lebensstil an.

Karnismus erkennen
Beyond Carnism


Hilal Sezgin

Hilal Sezgin, Foto: Heinrich-Böll-Stiftung, CC-BY-SA auf Flickr

Hilal Sezgin, Foto: Heinrich-Böll-Stiftung, CC-BY-SA auf Flickr

Hilal Sezgin (*1970) ist eine deutsch-türkische Schriftstellerin und Journalistin. Sie studierte in Frankfurt Philosophie mit den Schwerpunkten Moralphilosphie und politischer Theorie. Als freie Autorin schreibt sie Kolumnen für verschiedene Zeitungen zu Tierethik und Tierrechten, Feminismus, Islam und Philosophie, unter anderem für die ZEIT, den Spiegel oder die taz. 2014 veröffentlichte sie das wegweisende Buch Artgerecht ist nur die Freiheit sowie Hilal Sezgins Tierleben. Von Schweinen und anderen Zeitgenossen (beide C.H. Beck, München) über Tiernutzung, Tierrechte und Veganismus. Über ihr Leben in der Lüneburger Heide mit Schafen und Hühnern, die nicht geschlachtet oder anderweitig „genutzt“ werden, schrieb sie das Buch Landleben. Von einer, die raus zog, das wir auch auf animalfair.at vorstellten.


Corina Gericke

Corina Gericke (*1963) ist Tierärztin, engagierte Tierrechtlerin und Veganerin. Während ihrem Tiermedizin-Studium verweigert sie die obligatorische Tiersektion und setzt sich aktiv gegen Tierversuche und für ein breiteres Bewusstsein und Anerkennen von Tierrechten ein. Corina Gericke ist Mitbegründerin der Studentischen Arbeitsgruppe gegen Tiermissbrauch im Studium (SATIS), ehemalige Fachreferentin von Menschen für Tierrechte e. V. und seit 2001 Mitarbeiterin sowie inzwischen stellvertretende Vorsitzende bei Ärzte gegen Tierversuche. Ihre Publikation „Was Sie schon immer über Tierversuche wissen wollten: Ein Blick hinter die Kulissen“ (Echo Verlag, Göttingen) ist ein 2015 vollständig überarbeitetes Diskussions- und Argumentationsbuch über den (Un-)Sinn und die Notwendigkeit von Tierversuchen.

Ärzte gegen Tierversuche


Carol J. Adams

Copyright: Carol J. Adams, CC-BY-SA

Copyright: Carol J. Adams, CC-BY-SA

Carol J. Adams (*1951) ist eine US-amerikanische Autorin und Aktivistin. Die vegane Theologieabsolventin engagiert sich für Feminismus und Tierethik. Bei der Analyse von Tieren und Bildern von Tieren in öffentlichen Diskursen entwickelte sie den ökofeministischen Ansatz der „abwesenden Referenten“. Tiere werden demnach als (oft tote) Objekte stilisiert und konsumiert, was sie ihrer tatsächlichen Einzigartigkeit beraubt. Hier sieht sie Verbindungen und Ähnlichkeiten mit dem System der Unterdrückungsmechanismen von Frauen. Ihr wohl populärstes Buch zu diesem Thema ist The Sexual Politics of Meat (Bloomsbury, London), auf deutsch unter dem Titel Zum Verzehr bestimmt (Guthmann-Peterson) erschienen.

 

Was für großartige Frauen! Sie gaben und geben den Tieren ihre Stimme. Sie stecken ihre Kraft und Liebe in den Kampf für die Anerkennung von Tierrechten. Sie zeigen uns, dass Tiere fühlende Mitgeschöpfe auf diesem Planeten sind, die es verdient haben, als solche von uns respektiert zu werden. Mögen uns diese starken Frauen als Vorbilder und Inspiration dienen – nicht nur am heutigen Weltfrauentag!

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Ein Artikel von der Ethik.Guide-Redaktion
veröffentlicht am 7.03.2016

3 Kommentare

  • Interessante Überraschung für mich: Bertha von Suttner gehört also auch zu diesen starken Frauen, die sich so besonders engagiert den Tieren verpflichtet fühlen! Es beeindruckt mich sehr, dass sich eine Frau, die zu ihrer Lebenszeit Mitte/ Ende des 19./Anfang des 20. Jahrhunderts ja eine prominente Friedensaktivistin gewesen ist, sich auch so vehement gegen Tierversuche und Tierqualen ausgesprochen hat! Danke auch für die Information zu dem Suttner zugeschriebenen Zitat – der Grundgedanke wird ja gerade heute häufig genutzt. Dass Suttner diese ja ethisch weitgreifende Feststellung getroffen hat, ist für die Tierschutz- und die Tierrechtsbewegung heute eine meiner Meinung nach sehr wichtige Tradition!

  • Es freut mich so viele engagierte, interessante Frauen zu sehen. Lese selber gerade das Buch von Melanie Joy, bin seit 18 Jahren Vegetarier und seit nunmehr 3 Jahre zu 99 % Vegan. ( Falls in einem Riegel oder in Brot etwas Honig mitverarbeitet wurde ) Meiner Meinung nach müßten die Veganer langsam aber sicher die Millionen Grenze in Deutschland erreicht bzw. überschritten haben. Wieviele Veganer gibt es denn bereits weltweit ? Wenn ich bedenke wieviele Freunde durch mich, meine Tochter 26 Jahre alt und meinen Sohn 31 Jahre alt, bereits vom Fleischesser zum Vegetarier oder Veganer geworden sind. Nicht zuletzt haben die Kochbücher von Attila Hildmann dazu geführt, dass sich heute mehr und mehr Menschen lecker und vollwertig vegan ernähren können. Vielen Dank an alle Menschen die sich aktiv gegen Tierleid einsetzen.

  • Grabensteiner sagt:

    Jane Goodall habt ihr vergessen!!!!

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