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Warum lieben wir manche Tiere nur zu Halloween?

Achtung, dieser Post ist bereits aus dem Jahr 2019. Einige Informationen könnten veraltet sein.
Nehmen wir dieses Fest als wunderbaren Anlass, Spinnen, Fledermäuse und Co. einmal vor den Vorhang zu holen und ihr etwas angeschlagenes Image zu korrigieren. Denn warum Plastik-Tierchen als Deko kaufen, wenn wir die Wunder der Natur vor der Haustüre haben?
Halloween

Spinnennetz ohne Plastik (Foto: © Sandra Obermair)

Spinnen, Fledermäuse und Krähen werden im Herbst häufiger gesichtet: Zum einen, weil Halloween vor der Tür steht, dann sind die Tierchen allerdings aus Plastik. Zum anderen, weil sie auf der Suche nach einem geeigneten Winterquartier zum Überleben sind, dann sind sie echt. Warum wir hier oft Angst vor der nachhaltigen Variante haben, hat wohl mit unserem mittlerweile überlagerten Natur-Bewusstsein zu tun. Gerade in den mystischen Nächten rund um Allerheiligen erwachen aber nicht nur Geister, sondern auch uralte Instinkte wie unsere Naturverbundenheit. Geben wir diesen Mitgeschöpfen also eine Chance und schauen sie uns mal näher an.

Halloween

Eine gute Therapie kann es sein, die Spinne einzufangen und näher zu betrachten – Herzklopfen inklusive. (Foto: © Toni Handler)

Spinnen sind echte Nützlinge

Nüchtern betrachtet sind Spinnen einfach toll: Sie vernichten viele Insekten, die uns im Haus stören, wie zum Beispiel Gelsen, Mücken oder Fliegen. Und das ganz ohne Chemie. Die einzige Nebenwirkung: Sie leben unter unserem Dach. Als scheue JägerInnen verhalten sie sich aber unauffällig, sind also für uns Menschen gar nicht gefährlich.

Jedes Jahr fressen die flinken Achtbeiner 400 bis 800 Millionen Tonnen Beute, davon sind über 90 Prozent Insekten. Dieser Beitrag ist für das ökologische Gleichgewicht in unserer Natur sehr wichtig, man kann sich vorstellen, wie viele Insekten es gäbe, würde die Spinne hier nicht regulieren.

Plastikspinnen kaufen wir zu Hauf für stimmungsvolle Halloween-Deko. Taucht aber eine echte kleine Krabblerin auf, versetzt das manche von uns regelrecht in Panik. Wer seinen Ekel vor den fleißigen Nützlingen überwinden möchte, kann sie vorsichtig einfangen (zum Beispiel mit einem Snapy, hier ist die „Becherlupe“ quasi integriert), betrachten und – gefahrlos für Mensch und Spinne – ins Freie tragen.

Wer am Halloween-Abend eine Spinne sieht, sollte sie keinesfalls töten: Es heißt, dass es sich um die Seele einer verstorbenen Liebe handelt, die über einen wacht. (Weiße Krabbenspinne, Foto: © Toni Handler)

Fledermäuse

Auch diese Jäger der Nacht haben leider nicht allzu viele Freunde. Eigentlich schade, denn die kleinen Tiere sind nicht nur nützlich und ungefährlich, sondern auch sehr lieb. In Österreich gibt es aktuell 28 Fledermausarten. Sehen kann man sie am besten in der Dämmerung, beim gemeinsamen Abendspaziergang. Frische Nachtluft zu schnuppern, ist also nicht nur zu Halloween eine tolle Sache. Als Insektenjäger freuen sich Fledermäuse über die fleißig von Insekten umschwirrten Straßenlaternen. Auch über Wiesen gleiten sie in der Abendstimmung gern kreuz und quer auf der Suche nach Futtertierchen.

Halloween

Batman kann da nicht mithalten: Die kleinen Flugtiere halten uns tausende Störenfriede vom Leib. Übrigens gibt es in tropischen Gebieten auch vegetarisch lebende Fledermäuse, die sich von Nektar und Früchten ernähren und so wichtige Bestäuber sind. (Foto: © Katharina Bürger, www.fledermausschutz.at)

Wie vielen Wildtieren setzen auch Fledermäusen die Veränderungen unserer Umwelt zu: Gifte gegen Insekten und sogenanntes „Unkraut“ sind auch für Insektenfresser wie eben die Fledermäuse gefährlich. Weiters wird die Quartiersuche schwieriger, denn oft werden Holzschutzmittel verwendet, die giftige Inhaltsstoffe haben. Darum gilt auch beim Einkauf im Baumarkt: Achtung auf die Inhaltsstoffe.

Was wir tun können:

Im Garten keine Gifte einsetzen und beim Einkaufen auf Bio-Produkte achten, die im Anbau ohne Gifte auskommen. Man kann auch Quartiere bereitstellen: Entweder offene Stellen bei Gebäuden lassen oder gemeinsam ein Fledermaus-Haus bauen. Fertige Fledermausquartiere gibt es auch hier.

Halloween

Fledermäuse sind hochsoziale Tiere, die meist in Gruppen leben. Ab Halloween beginnt ihr Winterschlaf, also psst: Bitte nicht stören! (Foto: © Katharina Bürger, www.fledermausschutz.at)

Wer mehr über Fledermäuse wissen möchte, kann gut beschilderte Fledermaushöhlen wie zum Beispiel in Pfaffstätten besuchen. Mag.a Katharina Bürger vom Fledermausschutz Österreich betont aber: „Ab Halloween ist die Zeit, in der sich Fledermäuse in ihren Winterquartieren befinden und dort wollen/sollen sie nicht gestört werden (v.a. in Höhlen, Stollen, diversen Kellern).“
Dieser Hinweis ist für die Tiere lebenswichtig: Fledermäuse benötigen ihre Fettreserven, um bis in den Frühling zu überleben! Wenn sie vorher gestört werden, kann das ihr Todesurteil sein, so die Fledermausexpertin. Was man oft nicht bedenkt: Bereits beim Betreten von kleinen Stollen oder Höhlen im Winter reicht die eigene Ausdünstung und Wärme aus, um die Tiere aufzuwecken. Dieser Aufwachvorgang kann bis zu 45 Minuten dauern und verbraucht sehr viel Energie.

Genießt Ihr auch das Schauspiel, wenn Krähenschwärme über euch fliegen? Dabei kann man den schlauen Vögeln beim Kommunizieren zuhören. (Foto: © Toni Handler)

Krähen

Rund um Halloween und Allerheiligen rauscht ein wunderschönes Schauspiel zweimal täglich über unsere Köpfen: Krähenschwärme. Rund 200.000 Krähen fliegen morgens zu ihren Futtersuchstellen am Land und abends wieder zu den Schlafplätzen in Stadtnähe. Jedes Jahr überwintern viele dieser schlauen Vögel in Österreich, sie ziehen von ihren kühleren Geburtsorten in Nordosteuropa und Russland zu uns.

Krähen und Raben gehören zur Familie der Rabenvögel, ihre Gattung Corvus umfasst 42 Arten, die fast weltweit verbreitet sind. Sie zählen zu den intelligentesten Vögeln, können komplexe Handlungen planen, Schlussfolgerungen ziehen und das Wissen an ihre Nachkommen weitergeben. Die Technik, Nüsse zum Knacken vor Autos auf die Straße zu werfen, kann man gut im Alltag beobachten. Auch Kommunikation aufnehmen ist mit den gescheiten Tieren einen Versuch wert: Imitieren der Krähen-Laute oder das Hinwerfen einer Nuss sind hier oft Eisbrecher ;-)

Halloween Krähe

Manche Krähen lernen sogar Kunststücke. Auf jeden Fall sind sie sehr wichtig für unser ökologisches Gleichgewicht. (Foto: © Toni Handler)

Manchen Menschen sind die schwarzen Vögel ein wenig unangenehm, vielleicht auch weil sie laute Stimmen haben. Dabei sind Krähen als Allesfresser sehr wichtig für unsere Gesellschaft, denn sie entsorgen einen Großteil der toten Tiere im Straßenverkehr oder einfach in freier Natur. Sie nehmen also eine ökologische Schlüsselrolle ein. Leider werden die gescheiten Rabenvögel aber auch bejagt, wer so ein verletztes Wildtier gefunden hat, kann es bei der Wildtierhilfe melden.

Österreich ist für viele Krähen aus Osteuropa ein wichtiges Winterquartier. Herzlich Willkommen, genießen wir ihre Gegenwart. (Foto: © Toni Handler)

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Ein Artikel von Sandra
veröffentlicht am 29.10.2019
Freie Journalistin und vegane Mama von zwei Schulkindern. Beim Ethik.Guide und animal.fair als Blogautorin und Social Media/facebook-Managerin aktiv. Findet Glück in der Natur, beim Backen und Kaffeetrinken.
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