animal.fair-Stellungnahme: Fiaker als UNESCO-Weltkulturerbe

Achtung, dieser Post ist bereits aus dem Jahr 2017. Einige Informationen könnten veraltet sein.
Im Dezember des vergangenen Jahres haben die Wiener Fiaker einen Antrag gestellt, als UNESCO-Weltkulturerbe anerkannt zu werden. Das Fiakergewerbe ist zwar alt, das heißt aber noch nicht, dass es auch eine schützenswerte Tradition ist. Jede Tradition die zu Lasten leidfähiger Lebewesen geht, ist schlicht abzulehnen. Das Leben der Fiakerpferde war niemals leicht, die Bedingungen im heutigen Straßenverkehr zwischen lärmenden Autos, auf hartem Asphalt bei jeder Witterung bedeuten aber ständigen Stress und eine große Belastung für die Tiere. Deshalb gehört dieses Gewerbe nicht noch extra geschützt, sondern ehestmöglich abgeschafft. animal.fair hat aus diesem Grund, wie auch viele andere Organisationen, eine entsprechende Stellungnahme bei der österreichischen UNESCO-Kommission eingebracht. Den genauen Wortlaut findet ihr im Folgenden.

Fiaker in Wien (Foto: Wikimedia, MrPanyGoff, CC BY-SA 3.0)

 

An die
Österreichische UNESCO-Kommission
z.Hd. Mag. Gabriele Detschmann
Universitätsstraße 5/4/12
1010 Wien

Per E-Mail an detschmann@unesco.at

Wien, 27.01.2017

Betreff: Stellungnahme zum Antrag der Wiener Fiaker als UNESO-Weltkulturerbe aufgenommen zu werden.

Sehr geehrte Frau Mag. Detschmann,
sehr geehrte Damen und Herren,

animal.fair ist eine gemeinnützige österreichische Organisation, die es sich zum Ziel gesetzt hat, grundlegende Verbesserungen im Umgang mit Menschen, Tieren und der Umwelt zu erreichen und damit einen ethischen und achtsamen Lebensstil zu fördern.

Wir sind der Auffassung, dass Traditionen die zu Lasten leidfähige Lebewesen gehen, keine Berechtigung haben.

Die Richtlinien der Österreichischen UNESCO-Kommission schreiben vor: „Bei allen Bewerbungen ist zu garantieren, dass die Ausübung der Traditionen im Einklang mit den geltenden österreichischen Rechtsvorschriften steht.“

Nicht nur uns fallen immer wieder gravierende Verletzungen des Tierschutzes im Bereich der Fiaker auf, auch von unseren UnterstützerInnen erhalten wir Hinweise und Beschwerden über das schon lange nicht mehr vertretbare Fahren mit Pferdekutschen durch dichten Verkehr auf hartem Asphaltboden und auch bei widrigsten Wetterbedingungen, dass die Bedürfnisse der Pferde in keiner Weise berücksichtigt. Anzeigen und Unfälle häufen sich, der letzte dokumentierte Unfall ereignete sich erst am 21.12.2016 – der Fiaker und ein Pferd wurden schwer verletzt.

Um sich weiteren Auflagen zum Schutz der Pferde zu entziehen, versucht die seit Jahren schrumpfende Fiaker-Lobby nun als UNESCO-Weltkulturerbe anerkannt zu werden, um das österreichische Tierschutzgesetz auszuhebeln.

Eine Anerkennung des Fiakergewerbes als Weltkulturerbe, wäre nicht nur ein Schlag ins Gesicht friedlicher und liebenswerter österreichischer Traditionen, sondern auch eine Bankrotterklärung gegenüber dem Tierschutz. Dies würde dem Ansehen Österreichs als tierfreundliches Land mit einem nun seit über zehn Jahren existierenden bundesweiten Tierschutzgesetz massiv schaden und auch auf großes Unverständnis in der Bevölkerung stoßen.

Der erste Satz des Tierschutzgesetzes besagt “§ 1. Ziel dieses Bundesgesetzes ist der Schutz des Lebens und des Wohlbefindens der Tiere aus der besonderen Verantwortung des Menschen für das Tier als Mitgeschöpf.“ Diesen Schutz und dieses Wohlbefinden kann der Fiaker-Betrieb mit seinen Unfällen, der Witterungsanfälligkeit und nicht zuletzt dem Druck Profit erwitschaften zu müssen, keinesfalls gewährleisten.

Das Fahren mit Pferdekutschen ist ein Relikt, das sich zum Schaden der Pferde, aber als einträgliches Geschäft für wenige erhalten hat. Doch nur weil etwas schon lange gemacht wird, ist es nicht automatisch eine schützenswerte Tradition.

Wir ersuchen Sie, aus den genannten Gründen von einer Anerkennung des Fiakergewerbes als UNESCO-Weltkulturerbe abzusehen.

Mit freundlichen Grüßen,

animal.fair

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Ein Artikel von der Ethik.Guide-Redaktion
veröffentlicht am 31.01.2017

2 Kommentare

  • Mag. Rupert Adensamer sagt:

    Sehr geehrtes Animal Fair Team!
    Das Ziel ist nicht das Tierschutzgesetz auszusetzen, sondern die Lebensexistenz der Fiaker und ihre Tiere zu sichern.
    Ich bitte Sie mehr fachliches Wissen sich anzueignen, bevor Sie Briefe an öffentliche Stellen schreiben. Dafür gibt es Universitäten.
    Auch sollten Sie sich zuerst über Gesetze kundig machen. Das Tierschutzgesetz steht zwar in der Verfassung, aber im 2. Rang. Religiöse Praktiken und auch Traditionen stehen aber auf 1. Auch wenn zum Beispiel die Beschneidung in einigen Weltreligionen erlaubt ist, muss ich das halt bis auf Weiteres akzeptieren.
    Ausserdem wer sagt, dass nach dem UNESCO Schutz die Fiaker nicht wie die Spanische Hofreitschule (Auch Tierquäler? und bei der UNESCO) verstaatlicht werden und der finanzielle Druck wegfällt.
    Es gibt viele UNESCO Immaterielle Weltkulturerbe nicht nur in Österreich, die sich mit Tieren traditionell auseinandersetzten. Vogelfang oder Stierkampf. Da sind die Fiaker und ihre Pferde (die meist überwachten Nutztiere der Welt) aber harmlos! Zum Abschluss: Unfälle passieren. Aber dank der geringen Geschwindigkeiten, gibt es gaaanz selten einen schlimmen Unfall. Da passiert beim Taxifahren viel mehr. Dadurch dass aber die Fiaker in der Öffentlichkeit stehen, fallen diese mehr auf. Tatsächlich sterben die Pferde aber eher an einer Kolik. Das ist aber ihrer Natur geschuldet. Leider ist es auf unserem Planeten so, dass die Tiere die nicht vom Menschen genutzt sind, aussterben oder auf die rote Liste wandern. Geben Sie den Pferden eine Chance!

  • stefan sagt:

    Wird Zeit, dass alte Traditionen, die auf Rechts- und Körperverletzungen, nicht nur überdacht sondern abgeschafft werden.
    Tiere brauchen ihre natürliche Umgebung!

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